Andere Namen:

Gundelrebe, Blauhuder, Donnerrebe, Soldatenpetersilie, Erdefeu

Familie:

Lippenblütler (Lamiaceae)

Beschreibung:

Der Gundermann ist eine in Europa heimische Pflanze. Bereits die alten Germanen nutzten das Kraut als Arzneipflanze. Aufgrund seiner recht anspruchslosen Lebensweise kann er eine Vielzahl von Lebensräumen besiedeln. Er ist eines der am häufigsten anzutreffenden Wildkräuter in Mitteleuropa. Der Gundermann ist eine mehrjährige Kräuterpflanze und gilt als typischer Bodendecker. Die auch als Gundelrebe bekannte Pflanze erreicht meist Wuchshöhen bis zu 30 cm. Er bildet meist saftig grüne Blätter in Herz- bzw. Nierenform aus. Die ründlichen und deutlich gestielten Gundermannblätter werden bis zu 4 cm breit und stehen sich jeweils gegenständig gegenüber. Die runden Stängel kriechen meist am Boden und bilden zahlreiche Knoten an denen die Pflanze neue Ausläufer bildet.
Durch seine schleimlösenden Inhaltsstoffe wird Gundermann als Gurgellösung bei Problemen im Rachenbereich eingesetzt, wirkt aber auch bei Schnupfen sowie Blasen- und Nierenproblemen harntreibend. Und nicht zuletzt verbirgt sich im Namen Gundermann ein Hinweis, wofür Gundermann in der Vergangenheit gebraucht wurde. Der Begriff Gund stammt aus dem Althochdeutschen und wird mit Beule oder Eiter gleichgesetzt – Gundermann ist ein Kraut gegen Entzündungen und Abzesse. Hauptträger seiner entzündungshemmenden Eigenschaften ist das Öl, das beim Zerreiben der Blätter riech- und schmeckbar wird. Es hat einen würzigen, leicht minzigen, lakritzartigen Geschmack.

in der Volksheilkunde

Teemischung bei chronischem Bronchialkatarrh und Asthma

30 g Huflattichblätter, 20 g Gundermann, 20 g Schlüsselblume, 25 g Spitzwegerichblätter, 10 g Eibischwurzel.
3 TL der Mischung mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 5 Minuten ziehen lassen; abgießen. 2 – 3 x täglich je eine Tasse trinken

Teemischung bei Akne
20 g Wildes Stiefmütterchen, 20 g Zistrose, 20 g Kamille, 10 g Gundermannkraut, 10 g Ringelblume, 10 g Queckenwurzel, 10 g Erdrauch. 1 TL der Mischung mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 5 Minuten ziehen lassen; abgießen und 2 – 3 x täglich je eine Tasse trinken.

Klassische Gundermann-Tinktur
Frischen Gundermann zerkleinern, in ein verschließbares Gefäß geben und soweit mit 40%igem Doppelkorn oder Weingeist auffüllen, bis alle Teile bedeckt sind; Ansatz 2 – 6 Wochen ziehen lassen und ab und an schütteln; dann abseihen und die fertige Tinktur in dunkle Fläschchen abfüllen.
Die Tinktur kann ersatzweise für den Tee eingenommen werden, z.B. wenn man unterwegs ist. Bei Bedarf in etwas Wasser einnehmen ( 2 – 3 x tgl. 15 – 30 Tropfen). Die Gundermanntinktur wird zur Ausleitung von Schwermetallen aus dem Körper empfohlen.

in der Küche

Da der Gundermann angenehm würzig schmeckt, kann er auch sehr gut als Küchengewürz z.B. Kräutersalz, Kräutersuppen, Kräuterbutter und allem anderen, wofür Gartenkräuter verwendet werden eingesetzt werden.

Wildkräuter-Limonade
1 l Apfelsaft, Saft einer Zitrone, 1 Handvoll junges Gundermann-Kraut, 1 Handvoll Giersch, einige Taubnessel-Blüten, einige Blätter Melisse, 0,5 l Mineralwasser. Die Zitrone auspressen, die Kräuter zerkleinern und in den Apfelsaft geben; den Ansatz mindesten 4 Std. kühl stehen lassen und dann die Kräuter herausfiltern; mit gekühltem Mineralwasser auffüllen.

Als Würzkraut in Kräuterbutter, -quark oder Frischkäse, Smoothies und Salaten lässt sich Gundermann sehr gut verwenden. Verwendet werden hier die frischen Blätter und auch die Blüten.

als Räucherwerk

Der Räucherduft des getrockneten Krautes ist würzig, erdig, fein. Einer Räucherung mit Gundermann wird eine schützende, reinigende, intuitionsstärkende, wohltuende, beschwingende Wirkung nachgesagt.

Sagen & Legenden
  • Hildegard von Bingen und Kneip erwähnten den Gundermann bereits in ihrem Werk als Heilkraut. Dort wurde er für Leiden und Beschwerden im Hals-, Nasen- und Ohrenbereich eingesetzt.
  • Bereits die alten Germanen kannten und schätzten die Wirkungen des aromatischen Kräutleins. Sie kochten etwa die Blätter des Gundermann in Milch. Die einzigartige Zusammensetzung der Milch erschließt sowohl fettlösliche als auch wasserlösliche Inhaltsstoffe besonders gut. Gebräuchlich war Gundermann gegen Zahnweh und Mundfäule. Bei starker Bronchitis kochte man das Kraut in Ziegenmilch.
  • Auch eine Wirkung gegen Gifte wurde ihm zugesprochen. Wegen seiner entgiftenden Wirkung versetzte man etwa Schnupftabak mit Gundermann. Die Heilkundigen nutzten ihn bei Durchfall, Magenbeschwerden und Lungenerkrankungen. Er galt als Mittel gegen Leberleiden, Gelbsucht, sowie als harn- und schweißtreibend.
  • Angst vor Hexen war im Mittelalter weit verbreitet. Mit dem hellsichtig machenden Kraut hoffte man Hexen zu erkennen. Dies sollte in der Walpurgisnacht möglich sein, wenn man einen Gundermann-Kranz auf dem Kopf trug.
  • Nach einem anderen Zauber wand man den Gundermann um eine gelbe Kerze. Wenn man diese Kerze an einem Dienstag abbrennt, soll man erkennen können, wer einem Böses will.
  • Gundermann gehörte zu den wichtigen magischen Kräutern, welche Haus und Hof vor Blitz und Sturm schützten.
  • Allerlei Zauber betrafen Milch und Vieh. Gundermann galt wohl als besonders wirksam für diese Milchzauber. Das Kraut, verstärkt mit einem Zauberspruch, versprach, den Milchertrag zu fördern. Bei den kirchlichen Milchsegen übernahm der heilige Geist oder die Jungfrau Maria die magische Unterstützung. Dazu musste in einem vorgeschriebenen Ritual Gundermann geerntet werden. Die abschließende Handlung, das Hochwerfen des Krautes in Richtung Osten, verstärkte man mit den Worten:
gundermann, blume, blüte

Ich wirff dich auf die Wolckhen

dass mir unser lieber Herr Jesus Christ

Widergeb mein Kees und mein Molckhen

Im Namen des…usw

  • Die erste Milch nach dem Austrieb des Viehs sollte durch einen Kranz aus Gundermann gemolken werden, damit die Milch nicht versiegt.
    In der ersten Mainacht/Walpurgisnacht mischten die Bauern den Kühen Gundermann mit Salz ins Futter, damit sie viel Milch gaben. Das Milchgeschirr wurde mit der Pflanze ausgewischt.

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